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TEXT ZUR AUSSTELLUNG

Gesicht und Körper 

Malerei von Mark Karasick und Christian Reisigl

Rückt der Mensch ins Gesichtsfeld der Kunst, wird seine Präsenz im Bild leibhaftig: Er erscheint als Körper oder Gesicht und nicht selten als Einheit von Körper und Gesicht. Dadurch kommt die genuin existentielle Dimension ins Spiel und schiebt sich ins Bild, wie immer dabei Körper oder Gesicht repräsentativ in Szene gesetzt, experimentell ausgelotet oder symbolisch eingesetzt werden.

 

Die Ausstellung von Mark Karasick und Christian Reisigl wendet sich als malerischer Beitrag diesem hoch aktuellen Komplex des Körperlichen zu. Sie wirft das Thema so auf, dass sie Gesicht und Körper zunächst als gegensätzliche, sich ergänzende Positionen einander gegenüberstellt. Bald aber lässt sie den Dialog zwischen ihnen erkennen, der sich um die Frage nach dem Zusammenhang von Bild, Körper und Subjekt kümmert.

 

Mark Karasick zeigt in einer Serie von Enkaustikarbeiten Gesichter, die den Schrei wie ein Zitat der Kunst- oder Filmgeschichte verwenden. Dabei bleibt ungelöst, ob der aufgerissene Mund einem Schrecken oder Hohn zu verdanken ist oder ob er Teil einer Maske ist, die es als gemaltes Bild vom Gesicht zu reißen gilt. In beiden Fällen setzt sich der Abstraktionsgedanke durch, der das Gesicht so von einem Körper und einer Person löst, dass es verallgemeinert selbst schon Körper wird. Dadurch gibt der Künstler das Gesicht dem Körper zurück und verstärkt den Ausdruck seiner Verlorenheit mit einer Körpersprache, die Gesicht, Kopf und Körper einschließt.

 

Christian Reisigl dagegen spart das Gesicht als Thema und Gegenstand völlig aus und nimmt den menschlichen Körper ins Visier seiner Malerei. Verschlungen und gewrungen drängen Figuren ins Bild, die ihre motivische Dramatik diskret einer malerischen übergeben und dabei wesentlich den Blickraum mit ins Bild nehmen. Der Raum, in dem der Betrachter auf Abstand zwischen Bild und Gegenstand gehalten wird, ist so grundlegend mit daran beteiligt, dass die Wahrnehmung zwischen Nähe und Distanz changiert und die Grenzen zwischen Bild und Körper in einem spürbaren malerischen Akt dazu tendieren, aufgehoben zu werden. Was oder wen schaue ich also an, wenn ich dem Bild des Körpers ins Gesicht sehe?

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