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TEXT ZUR AUSSTELLUNG

 

rifugio

Malerei, Installationen von Felix Malnig und Felix Tschurtschenthaler

Der Sextner Felix Tschurtschenthaler trifft in der zweiten Kunstausstel­lung 2018 auf den Wiener Felix Malnig. Die einstigen Gefängniszellen werden zum Schauplatz ihrer künstlerischen Arbeiten.

 

Felix Tschurtschenthaler: Menschen bauten Zelte, um sich vor Wind und Wetter zu schützen. Das Zelt ist somit eine der ältesten Formen des Schutzbaues und seither als temporäre, als zeitlich begrenzte Behau­sung konzipiert. Heute werden weltweit Flüchtlinge, die vor Kriegen und Dürren geflohen sind, in riesigen Zeltstädten untergebracht. Zelte sind keine dauerhafte Unterbringungsmöglichkeit, sind Notunterkünfte – ohne sanitäre Anlagen und ohne Privatsphäre.

 

In der Installation nehmen die Zelte Raum ein – Raum, der zum Luxus geworden ist – sie nehmen aber auch Raum weg – Raum, den andere zum Leben bräuchten. Während wir im Luxus leben, öffentli­chen und privaten Raum ästhetisch und individuell gestalten kön­nen, müssen sich andere sozialen und geographischen Raum in unserer Wohlstandsgesellschaft erst erringen. Wände, Mauern und Zäune – ob physischer Art oder in den Köpfen – grenzen Raum ein, grenzen andere Menschen sowie alles was anders ist aus.

 

Und irgendwo in der Beziehung zwischen Mensch und Raum entsteht Heimat.

 

Felix Malnig: Zonen des Übergangs, Wegmarken der Flucht

Seit 2010 hat Felix Malnig die durch den Mauerfall und die EU überflüssig gewordenen, verlassenen Grenzstationen des ehemaligen Eisernen Vorhangs entlang der österreichischen Grenze fotografiert. Viele von ihnen sind inzwischen abgerissen worden. Die Motive fin­den Eingang in stark reduzierte, oft monochrome, jedoch farbintensive Gemälde, die er mit Acryl und Lackspray auf Leinwand malt. Sie haben durch die Ein- und Durchreise tausender Flüchtlinge mittlerweile einen zusätzlichen Symbolwert erhalten.

 

Nicht selten sind es jene identitätslosen Übergangszonen, die von Michel de Certeau und Marc Augé als Nicht-Orte beschrieben wurden: Grenzübergänge, d.h. Transiträume, die nicht zum Verweilen einladen, an denen keine Kommunikation stattfindet, die seelen- und gesichtslos sind.

 

Orte der Veränderung, Orte in Veränderung, im Zustand des Wandels, mithin des Verfalls. Menschen sind darauf nur selten zu sehen, sie ha­ben, wie es scheint, diese Orte wieder verlassen, sind weitergezogen, vielleicht überstürzt aufgebrochen, doch ihre Spuren sind noch sichtbar. Geöffnete Fenster in leeren Räumen; ruhige, einst belebte Straßen; ab­gestellte, von Schnee bedeckte Autos; unbewohnte Häuser. Das Fehlen der Menschen verleiht diesen Bildern ein Moment der geheimnisvol­len Stille, über ihnen liegt ein eigentümlicher „Schatten der Wehmut“. (Georg Vasold)

 

Malnigs Bilder von alpinen, von Autobahnen zerschnittenen Land­schaften und von sommerlichen Badeszenen ergänzen bzw. konterkari­eren die Installation.

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