Galerie Gefängnis Le Carceri - Ausstellungen 2017
TEXT ZUR AUSSTELLUNG
GEFANGEN
Papierkunst, Skulpturen von Manuela Fritz und Elisabeth Oberrauch
Wer wird im Gefängnis von Kaltern hinter Gittern gewesen sein? Bei der Recherche dieser Frage stößt Elisabeth Oberrauch auf die wissenschaftliche Arbeit von Andreas Fischnaller und die Steckbriefe
zu den Mitgliedern der Stradafisel-Bande im Historischen Archiv der Gemeinde Kaltern. Diese war eine Gaunervereinigung, die um 1822 in Tirol und über dessen Grenzen hinaus ihr Unwesen trieb. Fasziniert von der Beschreibung dieser Persönlichkeiten und ihrem Leben, kreiert Elisabeth Oberrauch ihre Installationen im Gefängnis von Kaltern. Zum einen sind dies Fußabdrücke, welche symbolisch das Hinterlassen von Spuren und das wiederholte Kreisen auf engem Raum darstellen, zum anderen finden
sich in einem weiteren Raum die Notizbücher von dreißig Persönlichkeiten der Stradafisel-Bande. Alle Arbeiten bestehen aus handgeschöpftem Papier, alten Karten und Fotografien.
Im Gegensatz zu Elisabeth Oberrauchs Aufarbeitung vergangener Spuren, beschäftigt sich Manuela Fritz in Ihren Objekten und Bildern mit bruchstückhaften, futuristischen Gesellschaftsentwürfen.
Bei den in Stein gehauenen Körperschalen geht es immer um bewusste Wahrnehmung, die mit unbewussten Transformationsprozessen reflektieren, verstörend und faszinierend zugleich.
Es sind Querverbindungen zu Legenden wie die von „Golem“ bis zu den Zukunftsvisionen von Adolf Huxley, begründet auf dem Mythos der Erschaffung künstlichen Lebens. Wenn man mit Manuela
Fritz spricht und ihre Arbeiten sieht weiß man, dass sie mit ihren Händen Gedanken zu Skulpturen formt. Fast immer entstehen die Skulpturen ohne Modell, die Formen ergeben sich im Prozess. Es sind in Stein gehauene Gedankenbilder, die Lust und Freude, Visionen aber auch Ängste in sich tragen.
Wenn man sich auf die Arbeiten der beiden Künstlerinnen einlässt, begibt man sich auf eine Zeitreise mit ungewissem Ende.