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TEXT ZUR AUSSTELLUNG

 

in situ

Malerei, Objekte, Grafik von Ekaterina Shapiro-Obermair und Martina Steckholzer

 

Ausgehend von Gaston Bachelards  Poétique de l’éspace, geht die Ausstellung in situ dem poetischen Gehalt des Galerieraums nach.

Die Künstlerinnen stülpen die Dialektik des Drinnen und Draussen um und hebeln räumliche Abhängigkeiten aus. Durch monochrome Farbfelder, aufgestellte Leinwände, Objekte im Raum, poetische und politische Andeutungen.

 

Martina Steckholzer hat für die Räume eine Serie von großen, stark querformatigen Malereien konzipiert. Schwarzes Pigment steht in unterschiedlicher Dichte auf weißem Halbkreidegrund. Zu sehen sind Faltungen, Kanten, Schattenspiele, Papier vielleicht, Beton. Hier und jetzt klären und verklären sich Raum und Inhalt. Eine poetische Spur kommt dazu: Poesie ist zu lesen, auf Blättern im Raum. Die Gedichte wie die Faltungen hat Steckholzer vorgefunden, in einer anderen Ausstellung an einem anderen Ort. Sie denkt malerisch über Freiheit weiter nach, in Pinselführung und Wortfügung. Das schiere Format der  Leinwände sprengt die Enge der Galerieräume. Durch klare Setzungen auf der Oberfläche tritt diese Malerei illusorisch in den Raum hinein. Paradoxerweise tritt sie inhaltlich, durch das Dargestellte und die begleitenden Texte, aus dem gleichen Raum hinaus.

 

Auch die Bedeutung Shapiro-Obermairs Arbeiten alleine in der Semantik der Formen zu suchen, wäre zu kurz gegriffen. Ihre Skulpturen und Bilder sind zeichenhaft und signifikant. Sie markieren den Punkt, an dem sich ein künstlerisches Objekt von seiner Umwelt absetzt. Sie sind keine Fenster in eine andere Realität, sondern in sich geschlossene Objekte, die jedoch den Einflüssen aus der dinglichen Umgebung ausgesetzt sind. In ihrer Frontalität wenden sie sich den Betrachter_innen zu und scheinen zu verbergen, was sich hinter der Oberfläche befindet. Doch das Dahinter wird omnipräsent und ebenbürtig. Im wörtlichen Sinne werden die Rückseiten zu Trägern respektive zu Darstellern von Botschaften. Die Künstlerin arbeitet in einer Kombination unterschiedlicher Medien und Strategien, die es ihr erlauben, einen analytischen Zugang mit einer Sinnlichkeit der Oberfläche und des Materials zu verbinden. Die Reduktion der Mittel legt das Regelwerk offen, doch die scheinbare Klarheit läßt eine Mehrzahl an Interpretationen zu.

 

Zwei künstlerische Herangehensweisen treffen sich im Formalen: in der Kontur, die keine ist. Eine Kontur, die nicht ausschließt, sondern öffnet. Drinnen und Draussen dürfen sich hier in der Kunst auflösen und neu aufladen, an diesem besonderen eigenartigen Ort.

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