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TEXT ZUR AUSSTELLUNG

 

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Zeichnung von Christian Schwarzwald und Paul Thuile

„Wenn man einen Stift nimmt und damit von links nach rechts einen Strich über ein Blatt Papier zieht, dann hat man eine einfache Linie. Man hat aber auch den Himmel von der Erde getrennt und einen Horizont markiert. Man hat ein Weltbild erschaffen und gleichzeitig notiert, wo man in dieser Welt steht“, mit diesen Sätzen beschreibt Christian Schwarzwald seine Arbeit. Er hat eine sehr große Idee von Zeichnung, die sich von der leichten Skizze und grafischen Notiz bis hin zu komplexen Editionen, Raumarbeiten und Installationen erstreckt.

Zeichnung ist vor allem einfach - jeder zeichnet. Und deshalb glaubt Chris­tian Schwarzwald, dass gerade die Zeichnung in der Lage ist, die vielfältigsten Formulierungen in der Bildenden Kunst zu entwickeln, eben weil sie die Verbindung zu den ursprünglichen „Zeichen“ aufrecht hält, also zum Anfang der Beschreibung von Welt schlechthin. Gleichzeitig hat die Grafik, mehr als andere Medien, eine Verbindung mit anderen Formen der Künste, wie Musik, Architektur, Literatur und Philosophie und kann diese nutzen. Deshalb sieht der Künstler Christian Schwarzwald Grafik als einen Knotenpunkt, an dem verschiedenste Strömungen der Bildenden Kunst zusammenlaufen und ihre Besonderheit und Stärke liegt gerade darin, diese Verbindungen aktiv zu halten.

"In meiner Arbeit versuche ich immer wieder Bild und Welt so nahe zusam­menzubringen, dass gerade noch ein Blatt Papier dazwischen passt. Dafür habe ich meine Form der Zeichnungs:Installation entwickelt“, erklärt Chris­tian Schwarzwald.

Der Künstler Paul Thuile untersucht in seinen Arbeiten auf vielschichtige Weise unsere Wahrnehmung. Er lässt uns einsteigen in das weite Feld an Fra­gen nach Perspektiven und dem, was man in Wirklichkeit begreift, wie man sich in Räumen bewegt, in ihnen lebt und was man davon im Gedächtnis behält. Obwohl seine Kunst konzeptuell angelegt ist und alles andere als emo­tionsgeladen wirkt, gelingt es ihm, dem Betrachter die Atmosphäre der Räume, Wohnungen, Häuser zu vermitteln. Unscheinbare Details, auf die er unsere Aufmerksamkeit lenkt und in seinen umrisshaften Zeichnungen festhält, macht er zum Ereignis. Dielenböden, Treppen, Fenster, Heizungen, Steck­dosen, Gegenstände oder flüchtige Arrangements auf Tischen und Regalen werden zu instabilen, aus dem Gleichgewicht gebrachten Raumfaktoren.

Man merkt den Zeichnungen an, dass sich der Künstler mit den Orten, an denen er arbeitet, intensiv auseinander gesetzt hat. Wie ein Spurensucher begibt sich Paul Thuile in Gebäude, lässt sich Zeit, ist neugierig, erkundet auch das Umfeld des ins Auge gefassten Zeichnungsterritoriums, will den Ort persönlich erleben. Hat er den Ort einmal in sich gespeichert, so interessiert ihn nicht die illusionistische Wiedergabe ganzer Räume, sondern er fokussiert Details, die in Lebenszusammenhängen eine wichtige Rolle gespielt haben könnten. Diese im Grunde völlig wertneutralen Elemente nehmen im Zusam­menhang mit dem Wissen, dass Menschen davon Gebrauch machten, dass dort emotionale Begegnungen stattgefunden haben, einen neuen Stellenwert ein, weit jenseits nüchterner Dokumentation.

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