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TEXT ZUR AUSSTELLUNG

Rhythmus der Zeit 

Plastik, Grafik, Malerei von Lies Bielowski und Andrea M. Varesco

Die Innsbrucker Künstlerin Lies Bielowski und die in Kaltern lebende Malerin Andrea Varesco zeigen bis 21. Dezember 2008 in der Galerie Gefängnis Le Carceri in Kaltern die Ausstellung „Rhythmus der Zeit“.

 

Im Zentrum der Schau stehen zwei gegenübergestellte bildnerische Arbeiten, die speziell für diesen Anlass entstanden sind. Ausgangspunkt und Inspiration für die künstlerische Auseinandersetzung war der geschichtsträchtige Ort, an dem die Zeit als eine unausweichliche Dimension ständig präsent ist. Lies Bielowski verarbeitete für ihr Werk Farne, eine mythologische Lichtpflanze. Die Künstlerin hat ganz bewusst auf ein Trägermaterial verzichtet, um noch stärker die vorgefundene Struktur und den Charakter des Ausgangsmaterials zu betonen. Die intensive Farbigkeit, ein dunkles Braun, erklärt sich durch die spezielle Technik, die den natürlichen Farbton nach dem Verwelken bewahrt. Andrea Varesco hat für diese künstlerische Konfrontation ein, in einem zeitaufwändigen Prozess durch Überlagerung von Farbschichten entstandenes Bild aus dem Werkzyklus „Rhythmus der Zeit“ ausgewählt, der im Zuge dieses Ausstellungsprojekts entstanden ist. Die Plastizität der Bildfläche und die expressive Wirkung entstehen durch verschiedene Schichten pastos aufgetragener Farben, die untersten rosa und blaue Acrylfarbe darüber Krapplack. Für die grüne Fläche verwendete sie eine Mischung aus weißer und grüner Farbe, die abschließend noch lasiert wurde. In der Gegenüberstellung treten die beiden Arbeiten in einen Dialog, der als Symbol und Zwiesprache für die beiden Künstlerinnen selbst gesehen werden kann. So unterschiedlich die Werke auf den ersten Blick erscheinen, erschließen sich bei näherer Betrachtung ähnliche gestalterische Interessen und künstlerische Ansätze.

 

Bildete in den 1990er Jahren noch der Filz den Ausgangspunkt für die künstlerischen Arbeiten von Lies Bielowski, so verwendet sie in den letzten Jahren die Natur als Material. Vergängliches wie Blätter, Samen, Moose und Flechten finden Eingang in ihre künstlerische Welt. In ihrem Arbeitsprozess setzt sich die Künstlerin eingehend mit dem vorgefundenen Material auseinander: sie sammelt, sortiert aus, kocht, wäscht, und trocknet, um es dann weiter zu verwenden. Naturhafte Strukturen werden in autonome Muster verwandelt. Neues entsteht und bewahrt so die Natur vor dem Verfall.

 

Andrea Varesco unterwirft sich in ihren Arbeiten einem Malprozess, der sie über Monate fesselt, und woraus, wie Letizia Ragaglia im Katalog zur Ausstellung „Obsession“ in der Galerie Prisma in Bozen 2004 schreibt, eine Art unendlich wachsender Organismus entsteht. Auf der Bildfläche sind reliefartige Strukturen und Texturen auszumachen, es entstehen Landschaften auf der Maloberfläche, die rein auf den pastosen Farbauftrag und die Pinselführung zurückgehen. Ein klarer, strenger Rhythmus entsteht durch die Wahl expressiver Farben und einer subtilen, reduzierten Formensprache.

 

In der Ausstellung ist außerdem ein Mappenwerk mit Radierungen zu Rainer M. Rilkes Texten bzw. Gedichten mit dem Titel „Briefe“ und zwei malerische Arbeiten von Andrea Varesco zu sehen. Lies Bielowski zeigt noch „Sammeltassen“ aus verschiedenen Natur-Materialien und Objekte aus der Serie „Einsalzungen“.

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