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TEXT ZUR AUSSTELLUNG

fragments & formations

Zeichnung, Collage, Objekte von Bernhard Hosa und Letizia Werth

Für diese speziellen Räume haben Letizia Werth und Bernhard Hosa die Ausstellung “fragments & formations” geplant. Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeiten steht immer der menschliche Körper, wobei es ihnen dabei vordergründig um die Rezeption verschiedener Typisierungen geht. Beide KünstlerInnen beschäftigen sich schon lange mit verschiedenen Aspekten von Haft, Freiheitsvollzug und dem Spannungsverhältnis zwischen dem Individuum und einer normativen Gesellschaft. In den ehemaligen Gefängniszellen der Galerie Gefängnis Le Carceri finden ihre künstlerischen Arbeiten nun den kongenialen Rahmen.

 

Letizia Werth befasste sich in ihrer Werkreihe “lunatic pictures” mit Charcot’s Hysterie Patientinnen der Pariser Haft- und Heilanstalt Salpêtrière. Ausgehend von dem Fotomaterial der damaligen Zeit, ent­stand eine Serie von Zeichnungen, die Frauen in den als typisch hyster­isch geltenden Posen oder im Porträt zeigen. „Lunatic“ verweist dabei einerseits auf die als verrückt geltenden Frauen, doch ebenso auf den wahnwitzigen Umgang mit ihnen.

 

Der Graphitstift ist dabei das Medium, mit dem Werth Strich für Strich ihre Reflexionen auf die unbehandelte Leinwand bringt. Dabei geht es ihr keineswegs um die bloße Wiedergabe der fotografischen Vorlage. Im Zeichenprozess entfernt sie sich dieser intuitiv durch die Ausarbeitung bestimmter Details einerseits und das Weglassen oder bloße Andeuten anderer Bereiche andererseits. Der immense Reichtum verschiedener Schwarz-Grauschattierungen bestimmt dabei die „Farbigkeit“ ihrer Ar­beiten und bedarf absolut keiner weiteren Farbe.

 

Auch Bernhard Hosa thematisiert in seiner mehrteiligen Serie “up to sample” den menschlichen Körper als Objekt der Wis­senschaften. Akribisch hinterfragt, durchleuchtet und zerlegt Hosa wissenschaftliche Studien zum Thema Kriminalität, indem er mithilfe seiner Fotomontagen und Installationen nicht nur dem Wahrhaftig­keitsanspruch der Fotografie trotzt, sondern auch eine Standardisierung bestimmter Bildtypen demontiert.

 

Ausgangspunkt dieser Serie ist das 1967 erschienene Buch “Das Gesi­cht des seelisch Kranken”. Die Publikation stellt fotografische Portraits von Personen dem jeweilig zugeordneten Krankheitsbild und einer physiognomischen Analyse der Gesichtszüge gegenüber. Die einzelnen ganzseitigen Abbildungen sind jeweils nach einem bestimmten, immer gleichbleibenden Muster, das eine fixe Konstante bildet, gefaltet.

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